Jahresrückblick 2022

Besser spät als nie! Der Verfassungsschutzbericht lässt ja aber auch immer lange auf sich warten, also lieber Verfassungsschutz, ihr habt noch genug Zeit abzuschreiben. Auch dieses Jahr haben wir wieder eine Jahresrückblick geschrieben. Das Jahr 2022 war immer noch stark geprägt von den Corona-Beschränkungen, die im Laufe des Jahres aber immer weiter gelockert wurden. Wir haben das Jahr genutzt um eine Vielzahl von Themen zu bearbeiten. Ob Aktionen gegen Polizeigewalt, Blockaden von Kreuzfahrtschiffen oder Demos für günstigen Wohnraum. Viel ist passiert und die Energie mit der wir 2022 abgeschlossen haben werden wir auch in dieses Jahr mitnehmen um weiter für eine bessere Welt zu kämpfen. Nicht alle Aktionen, auf die wir uns beziehen, waren von uns, manchmal haben wir uns auch nur gefreut.

Aktionen gegen Querdenken

Zum Beginn des Jahres mussten wir uns mit den Coronaleugner*innen von „Kiel steht auf“ rumärgern. Während diese mit mehreren hundert Menschen durch die Stadt zogen, gab es leider nur wenig Protest gegen die Verschwörungstheoretiker*innen, Antisemit*innen und Nazis. Immer wieder standen wir mit Transpis am Rand der Demo, störten durch eigene Redebeiträge und recherchierten zu dem Weltbild und den Akteur*innen der Demonstrationen. Mit den wegfallenden Corona-Beschränkungen wurden die Demons von „Kiel steht auf“ zusehends kleiner und verschwanden fast komplett, sodass wir uns auch wieder anderen wichtigen Themen zuwenden konnten.

Fehmarnbeltquerung

Das Jahr fing mit einer Absage an uns an. Die zuständige Ordnungsbehörde wollte eine angemeldete Abseilaktion über der A1 bei Oldenburg nicht erlauben. Davon ließen sich einige Aktive natürlich nicht aufhalten und haben sich einfach ohne Anmeldung von der Brücke abgeseilt. Mehrere Stunden stand der Verkehr auf beiden Fahrspuren still. Mit der Aktion wurde gegen die Ökologischen Auswirkungen der Großbaustelle in der Ostsee und den Fehmarn-Belt-Tunnel aufmerksam gemacht. Der fortgesetzte Autobahnneubau widerspricht jeglichen Ansprüchen an eine sozial-ökologische Verkehrswende. Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Polizeiwache in Lübeck wurden alle Menschen wieder freigelassen.

Polizeigewalt

Leider gab es auch auch in diesem Jahr genug Anlass um gegen die Polizeigewalt und die Polizei als ausführendes Organ staatlicher Gewalt zu demonstrieren. Am 15.03. nahmen wir zusammen mit anderen Gruppen an einer Kundgebung vor dem 4. Polizeirevier in Gaarden am Internationalen Tag gegen Polizeigewalt teil – Anlass war deren Bezugnahme auf die rechte „Thin Blue Line“-Erzählung. Am 9. Mai fand eine Demonstration in Erinnerung an einen eine Woche zuvor getöteten migrantischen, psychisch erkrankten Mann statt, der von der Polizei brutal ermordet worden ist. Es hätte genug weitere Anlässe für Demos und Kundgebungen gegeben. Der Mord an Mouhamed im August in Dortmund, oder ebenfalls im August ein Mensch aus Somalia der in Frankfurt von der Polizei ermordet wurde. Death in Custody berichtet von zehn migrantisierten Menschen die im Jahr 2022 durch die Polizei oder staatliche Gewalt ermordet worden sind. Nur die Abschaffung der Polizei kann weitere Tote verhindern.

Wohnraum

Nicht erst seit dem Herbst 2022 steigen die Lebenshaltungskosten enorm. Unternehmen wie Vonovia sorgen seit Jahren dafür, dass die Mieten explodieren. Anfang März demonstrierten wir deswegen durch den von zunehmender Gentrifizierung betroffenen Stadtteil Gaarden. Sehr gefreut haben wir uns auch über eine Scheinbesetzung eines Hauses in der Harmsstraße. Auch an der Demo im April vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum beteiligten wir uns.

Smash Cruiseshit

Was ist TKKG ohne Aktion zu Wasser? Das haben wir uns auch gefragt und sind erneut auf der Kieler Förde paddeln gegangen – gemeinsam mit ganz vielen anderen Menschen, als Aktionsgruppe „Smash Cruiseshit“. Diesmal hat es direkt drei Kreuzfahrtschiffe erwischt die am Auslaufen gehindert wurden. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht und zwang frühzeitig zum Abbruch. Trotzdem konnten die Schiffe für einige Zeit blockiert werden.

Ende Gelände

Ende Gelände suchte sich mit der Stadt Hamburg einen neuen Aktionsort. Thema der Aktionswoche waren die Zusammenhänge von Klimakriese und kolonialer Ausbeutung. Über die Woche kam es zu mehreren Blockaden, darunter die Baustelle des schwimmenden LNG Terminals in Wilhelmshafen, das Haupttor des Düngemittelherrstellers YARA in Brunsbüttel und der Hamburger Hafen, der durch mehrere Blockaden über Stunden still stand und unter massiver Polizeigewalt geräumt wurde. Wir veranstalteten im Vorfeld der Aktionswoche eine Vortrag zur zur geplannten Gasinfrastruktur und ein Aktionstraining.

LNG

Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine gewannen die Gespräche über Flüssiggasterminals (LNG) wieder enorm an Fahrt, kurz nachdem alle Investoren von der Finanzierung des Terminals in Brunsbüttel abgesprungen waren. Mehrere schwimmende Terminals sind bereits oder sollen in den nächsten Jahren an Deutschlands Küsten entstehen. Als Brückentechnologie verkauft ist LNG eines der klimaschädlichsten Formen der Energiegewinnung. Um gegen das Terminal in Brunsbüttel zu demonstrieren haben wir uns im März mit einem Bannerdrop auf einer Nordostseekanalfähre an dem Aktionstag „gegen Krieg und Klimakrise“ von Ende Gelände beteiligt. Weitere kleinere Aktionen, auch vor dem Landtag, folgten. Im November blockierte die Gruppe „Erdgas – Brücke ins Nichts“ die Baustelle der LNG-Pipeline im Brunsbüttler Industriegebiet einen Arbeitstag lang. Auch in diesem Jahr wird der Kampf gegen LNG ein wichtiges Thema bleiben. Jetzt fossile Infrastruktur für die nächsten Jahrzehnte zu bauen ist kurzsichtig und falsch.

Veranstaltungsreihe im Herbst

Unter der Überschrift „Warum Klimagerechtigkeit dich nicht kalt lassen sollte“ zeigten wir den Film „der Laute Frühling“, veranstalteten zusammen mit Zucker im Tank eine Lesung zum Buch „Glitzer im Kohlestaub“ und gaben einen Vortrag zu aktuellen und vergangenen Besetzungen vom Frankfurter Flughafen über den Hambi und Danni bis hin zu Lützerath. Auch 2023 wollen wir erneut daran anknüpfen und planen eine weitere Veranstaltungsreihe im Frühling.

Lützerath

Immer wieder beschäftigten wir uns auch mit Soli-Aktionen mit dem damals bedrohten, heute geräumten Dorf Lützerath im Rheinland, welches für den Braunkohelabbau von RWE weichen musste. In Veranstaltungen, bei Demonstrationen oder bei unseren Reisen war Lützerath als einer der Kristallationspunkte der Klimabewegung immer wieder Thema.

Prozesse und Repression

Auch wir bleiben nicht von Repression verschont. Wir begleiteten vor allem einen Prozess intensiver:Der Vorwurf – Nötigung aufgrund einer Abseilaktion in Solidarität mit der Besetzung im Danni im Jahr 2020 von einer Autobahnbrücke bei Schleswig. Der Mensch mit Gehzeug mit Schild "Kriminalisierung von Klimaschutz stoppen"Prozess zog sich über insgesamt drei Verhandlungstage bis ins Jahr 2023 hinnein und endete mit einer Verurteilung. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Wann die Berufungsverhandlung verhandelt wird ist noch nicht klar.
Solidarisch zeigten wir uns auch mit den bis zu drei Monate in U-Haft sitzenden Gefangenen der Unfreiwilligen Feuerwehr Ava, Carlo und Ralph. Dazu gab es Soliaktionen und ein Gefangenenschreibcafe.
Auch haben wir im letzten Jahr eine enorme Hetzkampagne erleben müssen die nicht nur, aber vor allem die Letzte Generation betrifft. Präventivhaft von einem Monat in Bayern, Diskussionen über härtere Strafen und zu guter letzt die Ermittlungen gegen Mitglieder der letzten Generation durch die Staatsanwaltschaft Neuruppin und mehrere Hausdurchsuchungen. Auch in Schleswig-Hostein hat der Landtag einen Antrag der FDP angenommen der radikalen Klimaprotest verurteilt. Wir hatten da natürlich etwas dagegen und haben unseren Protest vor dem Landeshaus gezeigt, zum Unmut der Cops die mit einem Großaufgebot vor Ort waren und fleißig Daten gesammelt haben. Wir lassen uns nicht einschüchtern und kämpfen weiter mit allen Mitteln gegen die Klimakrise!

Knäste

Ob gegen das Strafvollzugssystem und dem Umgang des Staates mit Bestrafung an sich oder gegen die Abschiebehaftanstalt in Glückstadt, solange nicht alle frei sind ist niemand frei. Daher ist das Thema Knastkritik bei uns dieses Jahr mehr in den Vordergrund gerutscht. Als Teil der Kampagne „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo“ haben wir uns mit Demos und Kundgebungen solidarisch gezeigt mit Menschen die akut von Abschiebung aufgrund ihres Geburtsortes bedroht sind und weggesperrt werden. So wurde zum Beispiel der sich im Hungerstreik befindene Hossein in seinem Kampf und Freiheit durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und schließlich frei gelassen. Das Jahr klang aus, indem wir unsere Solidarität mit allen Gefangenen mit einer Kundgebung vor dem Abschiebeknast in Glückstadt und einer Kundgebung vor der JVA Kiel demonstrierten.

 

Mit viel Kraft und Vorfreude auf kommende Aktionen und die anstehenden Kämpfe sind wir ins Jahr 2023 gestartet. Seid gespannt was wir so anstellen werden.