Die ursprünglichen TKKG (Tim-Karl-Gabi-Klösschen), eine Detektiv-Serie für Kinder, sind verdammt eklig diskriminierend. Gabi, das einzige Mädchen, darf oft nicht mit, weil das „zu gefährlich“ für ein Mädchen wäre. Fat-Shaming Witze über Klösschens Gewicht und sein Essverhalten sind ein Running Gag. Und der Täter ist oft dadurch erkennbar, dass er „ausländisch“ ist und die jeweiligen rassistischen Stereotype erfüllt.
Als wir uns den Namen Turbo-Klima-Kampf-Gruppe ausgesucht haben, waren wir uns dessen nicht bewusst. Wir wollten uns damals einfach irgendeinen flapsigen Namen geben und haben das mit der Namensfindung nicht so richtig ernst genommen, weil wir es unnötig fanden, dass Gruppen überhaupt nen Namen haben müssen. Anfangs haben wir noch regelmäßig geändert wofür TKKG denn jetzt eigentlich steht – irgendwann ist der Turbo-Klima-Kampf hängen geblieben.
Irgendwann haben uns dann Menschen darauf aufmerksam gemacht, auf was für eine Kinder-Serie wir uns da eigentlich beziehen. Also haben wir angefangen diverse Artikel dazu zu lesen. Und ja, zu dem Thema finden sich so einige Texte im Internet (unter diesem Text findet ihr eine Link-Sammlung). Und da gingen Diskussionen darüber los, ob und wenn ja wie, wir uns umbenennen sollten. Mitten in diese Diskussionen grätschten dann Aktionen wie die Theodor-Heuss-Ring-Blockade rein, die unseren Namen bundesweit bekannt machten und unsere Follower-Zahlen in sozialen Medien stiegen deutlich. Und damit standen wir vor einem Dilemma: Einen Namens-Bezug auf eine diskriminierende Kinder-Serie beibehalten? Oder den Namen ändern und damit sämtliche Bekanntheit übern Haufen werfen und alle social media Präsenz neu aufbauen müssen?
Die Diskussion bei uns dauert noch an. Womit wir aber schon anfangen wollen ist unsere Bekanntheit zu nutzen, um fleißig Anti-Werbung für die Kinderserie zu machen. Tollerweise haben sich auch Sarah, Mäulchen und Lui zu diesem Thema Gedanken gemacht und ihre solidarische Kritik an uns herangetragen. [hier] findet ihr ihren Text.
Hier sind einige Stimmen aus der Gruppe zu dem Thema:
“ Ich hatte immer keine Lust auf Gruppennamen, die alle gleich Klingen, also sowas wie Klimagerechtigkeitsgruppe Kiel oder Ende Gelände Kiel oder so. Deshalb gefällt mir das leicht merkbare TKKG irgendwie. Trotzdem zweifel ich natürlich immer wieder, gerade wenn uns wer auf die Serie anspricht, ob umbenennen nicht doch nötig ist. Mindestens der Sexismus hat mich nämlich schon geärgert als ich klein war und die Bücher gelesen habe.“
„Ich bin mir bis jetzt unsicher, ob wir nicht doch den Namen wechseln sollten. Klar, es wäre mit verdammt viel Aufwand verbunden Blog und sämtliche Social Media-Kanäle anzupassen und den Namenswechsel medial zu vermitteln. Aber anti-diskriminierende Praxis ist eben manchmal anstrengend – und wie ernst meinen wir es mit unseren eigenen Idealen, wenn wir den Namen beibehalten bloß weil es „einfacher“ ist?“
Darüber hinaus ist es uns auch wichtig, dass Anti-Diskriminierung in unserer Gruppe nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern das wir uns aktiv bemühen diese in unserem Gruppenalltag umzusetzen.
Anti-sexistische Praxis heißt zum Beispiel, dass…
… wir bei Presse-Arbeit und Demo-Reden darauf achten, dass unterschiedliche Gender präsent sind und nicht nur Cis-Männer reden.
… wir unsere Texte gendern und so auch sprachlich mehrere Geschlechter sichtbar machen.
… wir Workshops zu Kritischen Männlichkeit_en besuchen.
… wir versuchen alle zu Wort kommen zu lassen.
Anti-rassistische/faschistische Praxis heißt zum Beispiel, dass…
… wir regelmäßig Protest-Aktionen der Seebrücke supporten.
… wir selbstverständlich auch bei Antifa-Demos dabei sind: „Ende Gelände – schwarzer Block – scheiß egal – wir haben Bock!“
… wir von Klimagerechtigkeit statt von Klimaschutz sprechen.
… wir uns aktiv mit der Kritik beschäftigen, die BiPoC an der Klimabewegung üben und diese ernst nehmen.
[Hier findet ihr eine Linksammlung zu dem Thema]
„Ich tue mich schwer mit der Entscheidung ob wir den Namen TKKG ablegen sollten, oder nicht. Einerseits sind wir nun unter diesem Namen bekannt, was uns auch eine Plattform bietet die Serie zu kritisieren und die Diskussionen über die darin verbreiteten Stereotype zu führen, andererseits bezweifele ich aber, dass alle Menschen, die unsere Aktionen verfolgen auch unseren Blog lesen und/oder ins persönliche Gespräch mit uns kommen um unsere Ansichten zu der Serie zu hören und zu reflektieren. Ich weiß nicht, ob unser Name die Popularität der Serie eher unterstützt, oder dafür sorgt, dass der Name neu besetzt wird…“
Linksammlung zur Kinderserie TKKG:
– Taz „Tim und das N-Wort“
– Taz „Das Strafbedürfnis ist eklatant“
– Bento „Diese TKKG-Folgen zeigen, wie rechts die vier eigentlich waren“
– Stern „Die TKKG-Folgen unserer Kindheit würden heute einen veritablen Shitstorm verursachen“
– Kontext Wochenzeitung „Rassismus im Kinderzimmer“
– Feminist Vixen Blog „Sexismus, Rassismus, Fat Shaming, Anti-Semitismus und überhaupt bei TKKG“
– Quotenmeter (Sülters Sendepause) „Sexismus, Machotum, Rassismus & Gewalt – seit 200 Episoden auf Streife mit TKKG „
– Rolling Stone Forum „Absolutheitsstatus von Tarzan in TKKG-Hörspielkassetten“