Für Sonntag den 02.03.25, hatte sich der österreichische Faschist Martin Sellner in Kiel angekündigt. Er gilt als zentrale Figur der rechtsextremen Szene in Europa, baute die „Identitäre Bewegung“ mit auf und forderte auf dem bekanntgewordenen Geheimtreffen in Potsdam Ende 2023 die Deportation Millionen Menschen aus Deutschland. Immer wieder schürt er in Reden und Publikationen irrationale Ängste vor nicht-deutschen Menschen. Mit einem Ausländer scheint er hingegen keine Probleme zu haben – mit sich selbst. Dabei reist er immer wieder in die BRD ein, um hier in Hassreden seine Anhänger*innen zu Gewalttaten aufzustacheln. Auch auf seiner aktuellen Tour durch die Bundesrepublik war Deportation von Migrant*innen das zentrale Thema. Kiel sollte die letzte Station eines einwöchigen Trips sein. Schon an anderen Orten gab es lautstarken antifaschistischen Protest – etwa wenige Tage zuvor in Berlin Wilmersdorf.
Die Standorte für die Veranstaltungen in den einzelnen Städten wurden nicht in der Öffentlichkeit bekanntgegeben, so auch in Kiel. Da einiges darauf hindeutete, dass die Lesung bei Exit Cars in Schwentinental stattfinden sollte, begaben sich etwa 75 Antifaschist*innen am Nachmittag dorthin und demonstrierten vor Ort. Zeitgleich machten sich knapp 100 Antifaschist*innen auf nach Wellsee, wo sich die Organisator*innen der Veranstaltung und die Besucher*innen für eine gemeinsame Anreise zum „geheimen“ Veranstaltungsort treffen wollten. Die Antifas zogen in einer kraftvollen und lautstarken Demonstration durch das abgelegene Gewerbegebiet. Direkt am Treffpunkt selbst kam es zur Konfrontation als anwesende Polizeikräfte mit Gewalt die Freund*innen Sellners abschirmten. Nach deren Abreise zogen sich auch die Antifas zurück.
Etwas später am Abend wurde dann bekannt, wohin genau Sellner sich mit seinen Fans „nahe Kiel“ verkrochen hat: Nach Nordhastedt (Kreis Dithmarschen). Doch auch dort organisierte sich eine spontane Protestkundgebung von etwa 40 Antifas.
Selbst im ländlichen Dithmarschen konnten die Teilnehmer*innen also nicht ungestört ihre rechtsradikale Veranstaltung besuchen.
Trotz größter Bemühungen und einer ziemlich peinlichen Schnitzeljagd durch halb Schleswig-Holstein konnte Nazi-Größe Sellner den Veranstaltungsort weder geheim halten, noch unbehelligt seine menschenfeindliche Ideologie verbreiten. Gleichzeitig zeigt sich erneut, wie spontan und gut vernetzt antifaschistische Bewegung bis hin in die kleineren Orte ist. Viele Dank an alle, die gestern so motiviert mit dabei waren!