Vergangenes Wochenende gab es für Antifaschist*innen aus Schleswig-Holstein wieder viel zu tun: Für Samstag hatte die AfD zum sogenannten ‚Tag des Vorfelds‘ aufgerufen. Mit der Tagung wollte man zum Einen die Vernetzung von AfD und rechtsextremen Akteur*innen aus dem Medienbereich pushen. Zum Anderen sollte es einem vermeintlichen Austausch über Meinungsfreiheit zwischen interessierten Bürger*innen und Partei dienen. Geladen waren unter anderem Politiker der AfD wie Matthias Helferich aus NRW, gegen den ein Parteiausschlussverfahren läuft, nachdem er sich als ‚das freundliche Gesicht des Nationalsozialismus‘ bezeichnet hatte. Die Teilnahme des ebenfalls rechtsextremen Compact-Magazins musste nach dem bundesweiten Verbotes wenige Tage zuvor kurzfristig abgesagt werden.
Angekündigt war ein breites Publikum von ca. 200 Teilnehmenden aus dem ganzen Bundesgebiet. Diese Zahl musste im Nachhinein von der AfD deutlich nach unten korrigiert werden, denn angesichts des antifaschistischen Protestes unterließen viele Angemeldete und auch Vortragende kurzfristig ihre Teilnahme. Letzendlich kamen am Samstag faktisch nur Gäst*innen im mittleren Zweistelligen Bereich, größtenteils Parteimitglieder aus Schleswig-Holstein sowie Parteijugend ‚Junge Alternative‘. Um Gegenprotest zu verhindern hat die AfD, wie schon bei vergangenen Veranstaltungen, verzweifelt versucht den Ort geheim zu halten. Nur einen Tag vorher wurde dieser dann doch bekannt. Sowohl ein Bündnis antifaschistischer Gruppen aus Schleswig-Holstein als auch bürgerliche Parteien um Volt herum mobilisierten. Anders als von der AfD vor Wochen noch schwammig angekündigt ging es aber nicht nach Südostholstein – sondern nach Neumünster Einfeld. Das Treffen fand in der Gaststätte ‚Taverna Dionysos‘ direkt gegenüber dem Bahnhof statt.
Gegen Teile des bunt gemischten Gegenprotestes von Omas gegen Rechts, Antifas und bürgerlichen Parteien setzte die Polizei zwischenzeitlich Gewalt in Form von Schlägen, Tritten und Pfefferspray ein. Bis zu 250 Menschen harrten in großer Hitze seit den späteren Morgenstunden bis in den Nachmittag aus und zeigten lautstark Präsenz. Die Straße vor dem Lokal wurde größtenteils von der Polizei abgeriegelt, die meisten AfD-Teilnehmenden gelangten über einen Hintereingang zum Treffen.
Am Sonntag ging es dann in Kiel auf dem Rathausplatz weiter: Die Freien Schleswig-Holsteiner versammelten sich in Solidarität mit dem kürzlich verbotenen rechtsextremen Compact-Magazin mit ca. 40 Leuten vor dem Rathaus um ihre rassistische Hetze zu verbreiten. Die Polizei versuchte zunächst wieder mit körperlicher Gewalt den antifaschistischen Gegenprotest abzudrängen. Aufgerufen hatte der Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel. Nachdem die Protestierenden zunächst auf den Platz auf den Treppenstufen direkt vor dem Opernhaus verbannt worden waren, also quasi außerhalb des Sichtfeldes des Anlasses, wurde sich der Platz Stück für Stück zurückgeholt. Am Ende war der Kessel aus Polizeiwagen, der um die Freien Schleswig-Holsteiner zu ihrem Schutz aufgebaut war, so gut wie gänzlich von ca. 200 Gegenprotestler*innen umstellt und die Rechten hatten mitunter angesichts der hohen Lautstärke große Mühe, ihre eigenen Redner*innen zu verstehen. Von außen war von der unter anderem rassistischen Hetze gegen Geflüchtete, die dort verbreitet wurde, kaum etwas zu verstehen. Als Redner*innen traten auch hier wieder bekanntere AfD Politiker wie Gereon Bollmann auf. Nach ca. 2 Stunden lautem Gegenprotest abermals in großer Hitze, wurden die Rechten unter Polizeischutz vom Rathausplatz geführt.
So geht ein langes Wochenende zuende, welches für die AfD und andere Rechte und rechtsextreme Akteur*innen als gescheitert betrachtet werden kann. Wir jedoch blicken auf zwei erfolgreiche Tage antifaschistischen Gegenprotestes zurück, an dem sich noch einmal gezeigt hat, dass die Rechten es trotz Geheimhaltung und Abschottung nicht schaffen, ungestört ihre Hetze verbreiten zu können.
Danke an alle, die dabei waren! Wir sehen uns das nächste Mal auf der Straße, wenn es wieder heißt:
Alle zusammen gegen den Faschismus!