Demonstration zum feministischen Kampftag am 8. März!
Start: Bahnhofsvorplatz, 16:30 Uhr
Medizinische Maskenpflicht, mind. OP-Maske, bevorzugt FFP2-Maske
Zieht euch warm genug an und bringt warme Getränke und ggf. eine Sitzunterlage mit!
Nach mittlerweile zweieinhalb Jahren Pandemie sind wir alle ausgebrannt.Die Pflegekrise verschlimmert sich immer weiter, die Politik schaut tatenlos weg. Verschwörungsgläubige leugnen wissenschaftliche Fakten im Namen des „Widerstandes“ und ziehen die Pandemie so in die Länge. Fallzahlen von häuslicher Gewalt schnellen in die Höhe. Und diejenigen, von denen Fürsorge und Selbstaufopferung erwartet wird, sind überdurchschnittlich FLINTA-Personen*. (FLINTA steht für Frauen, Lesben, inter(sex), nonbinäre, trans und agender Personen. Eine genauere Erklärung dieser und weiterer Begriffe findest du unten.)
Dass die Gesellschaft ohne ein stabiles, sicheres Pflegesystem zusammenbricht, das leugnen Marktliebhaber*innen nach wie vor. Denn Arbeit, die überdurchschnittlich oft von FLINTAs verrichtet wird, kann ja nicht anstrengend sein. In der EU sind drei Viertel aller Pflegekräfte Frauen*. Sie sind dem Coronavirus nach wie vor am direktesten ausgesetzt. Sie schuften stundenlang, und erleben alltäglich, wie Menschen vor ihren Augen sterben. Sie werden von Angehörigen beschimpft, von Chefärzt*innen herumkommandiert und von Querdenker*innen angespuckt. Täglich müssen sie den Egoismus und Starrsinn von Impfverweigerern dulden. Und das in Deutschland für höchstens 3.600 Euro im Monat.
Kaum eine Arbeit zermürbt die Psyche so sehr wie der Alltag als Intensivpflegekraft. Und trotzdem hält sich das Bild der Krankenschwester – eine junge Frau im weißen Kleidchen – die nichts weiter zutun hat als Verbände zu wechseln und Oma mit Brei zu füttern. Da hilft kein Klatschen, keine Merci-Packung und auch kein Singen von irgendwelchen Landeshymnen.
Und nicht „nur“ die aufopferungsvolle, direkte und (schlecht) bezahlte Pflegearbeit wird vorallem von FLINTA Personen erwartet.
Dazu kommt auch noch die Reproduktionsarbeit. Dieser Begriff beinhält alles, was dazu dienen soll, die Arbeitskraft der Lohnarbeitenden aufrecht zu erhalten – Putzen, Kochen, Wäschewaschen und Kinderbetreuung, und obendrauf jede Menge emotionale Arbeit.
Das Planen von Verabredungen, das Nachfragen: „Wie geht es dir?“, und das Aufheitern, wenn es anderen schlecht geht, sind alles zwischenmenschliche Aufgaben, die meist von FLINTA Personen durchgeführt werden. Wir sollen empathisch und verständnisvoll sein, Konflikte lösen und am besten lächelnd durch die Welt gehen, nur um den kapitalistischen und sexistischen Status Quo durchzusetzen.
Dies geschieht sowohl im privaten Umfeld, als auch im beruflichen Kontext: Ob kellnernd im Restaurant, an der Kasse im Supermarkt, oder als Partner*in zuhause – wir sollen lächeln, demütig sein, die Gefühle anderer Menschen regulieren und stets freundlich und empathisch auf jedes noch so große Arschloch eingehen. Unsere eigene Wut wird unterdrückt, unser eigener Schmerz nicht ernstgenommen.
Wenn wir diese Ungerechtigkeit, diese Überlastung und diesen Stress ansprechen, gelten wir als überempfindlich und hysterisch, oder werden schlichtweg nicht ernst genommen.
Dass emotionale Arbeit vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche stattfindet, scheint dabei vergessen zu werden.
Obendrein werden wir sexualisiert, zum Gegenstand gemacht und sollen uns Grenzüberschreitungen gefallen lassen – schließlich sind wir ja dazu da, um hübsch auszusehen und Männern* ein gutes Gefühl zu geben. Wenn uns Gewalt angetan wird – Selber allen Beschäftigten in der Pflege! Wir fordern die Vergesellschaftung des Gesundheitswesens und faire Entlohnung und Arbeitsbedingungen für alle Arbeitenden im Gesundheitswesen, sowie die Patentfreigabe der Coronaimpfstoffe – mit der Gesundheit des Menschen spekuliert man nicht!
Doch damit ist noch nicht genug. Denn genauso wie das Patriarchat* vor Mehrfachdiskriminierungen nicht halt macht, so kann es auch der Feminismus nicht tun.
Solidarität mit allen FLINTAs auf der Flucht, die an Staatsgrenzen festgehalten oder von ihren Kindern getrennt werden, die auf der Flucht Gewalt und sexuellen Missbrauch erfahren, und in der EU angekommen für iillegal und kriminell erklärt und gefangengenommen werden. Wir fordern offene Grenzen und Bewegungsfreiheit für alle, und die Abschaffung der Internierungslager an den europäischen Außengrenzen!
Solidarität mit allen Schwarzen*, Indigenen* und Migrantischen* FLINTAs, die obendrein auch noch rassistisch diskriminiert werden, deren Vorfahren Opfer von Völkermorden und Sklaverei wurden, die Polizeigewalt erfahren müssen, und die sich dennoch nicht entmutigen lassen, für Klimagerechtigkeit und die befreite Gesellschaft zu kämpfen! Wir fordern die lückenlose Aufklärung des rassistischen Terroranschlags von Hanau und der NSU-Morde, einen konsequenten Kampf gegen Faschist*innen und Rassist*innen in staatlichen Institutionen sowie das Ende der Subventionierung von Polizei und Militär!
Solidarität mit allen, die mit dem binären Geschlechtersystem brechen! Wir fordern körperliche Selbstbestimmung, zugängliche und zwangslose Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten für alle FLINTA-Personen, insbesondere für Menschen mit Behinderung, sowie Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen, sexuelle Selbstbestimmung, inklusive Aufklärung, die queere Identitäten mit einbeschließt, und eine barrierefreie Transition für trans Personen.
Auf die Straße für einen inklusiven, intersektionalen feministischen Kampftag gegen Ausbeutung und Rassismus!
Schaffen wir uns gemeinsam einen Moment der Befreiung und Selbstbestimmung, indem wir aufeinander Acht geben und solidarisch miteinander sind!
Wichtiger Hinweis: Es gilt die Pflicht auf eine medizinische Maske – am besten eine FFP2-Maske. Wenn ihr noch nicht geimpft (und nicht aufgrund von Allergie von der Impfempfehlung ausgenommen) seid, lasst euch bitte vor der Demo impfen. Bleibt bei Krankheitssymptomen zuhause. Wenn eure Impfung schon länger her ist, macht zudem noch einen Schnelltest. Achtet auf Abstände und bleibt wenn möglich in eurer Bezugsgruppe. Nur wenn wir solidarisch miteinander sind und selbst versuchen, das Infektionsrisiko so niedrig wie möglich zu halten, kommen wir durch die Pandemie.
Begriffserklärungen:
Frauen: Menschen, die Frauen sind. Alle, die sich von dem Wort „Frau“ angesprochen fühlen. Dabei sind transgender Frauen genauso mitinbegriffen wie cis frauen.
Männer: Wenn wir in diesem Text von Männern sprechen, meinen wir damit hauptsächlich Männer, die nicht trans oder intersex sind.
Trans und inter Männer werden im Patriarchat diskriminiert, weil sie dem typischen Bild eines „Mannes“ nicht entsprechen und nicht ins System aus zwei Geschlechtern passen. Unsere Solidarität gilt auch ihnen!
Patriarchat: Das gesellschaftliche System, in dem der (cis) Mann mehr Macht hat als FLINTA-Personen. Der Mann gilt als stärker, schlauer, fähiger und kompetenter, FLINTA Personen dagegen seien schwach und nicht in der Lage, über sich selbst zu bestimmen. Durch das Patriarchat entsteht Sexismus, und Sexismus sichert, dass das Patriarchat weiterbesteht.
Lesben: Wir nennen Lesben nochmal getrennt zum Begriff „Frauen“, weil viele Lesben sich nicht mit dem weiblichen Geschlecht oder den zugehörigen Geschlechterrollen verbunden fühlen. Einige Lesben sehen sich selbst als Frauen, andere als nicht-binär, andere wiederum anders. Viele verschiedene Menschen nutzen diesen Begriff für sich. Außerdem kann das Wort „Lesbe“ auch politisch geprägt sein, weshalb er in dem Begriff FLINTA explizit erwähnt wird.
inter(sex): Menschen, deren Geschlechtsmerkmale, Hormone oder Chromosomen vom medizinischen System nicht als „biologisch weiblich“ oder „biologisch männlich“ einsortiert werden (können).
trans: Abkürzung für transgender, früher „transsexuell“ genannt. Menschen, die ein anderes Geschlecht haben als das, was ihnen bei der Geburt zugewiesen und in die Geburtsurkunde eingetragen wurde. Wenn bei einem Menschen bei der Geburt gesagt wurde, „Es ist ein Mädchen!“, der Mensch sich aber als Mann wohlfühlt, dann ist dieser Mann ein trans Mann. Viele trans Personen nutzen Kleidung, Hormonbehandlungen und Operationen, um ihren Körper zu verändern und sich wohlerzufühlen. Andere lassen ihren Körper so, wie er ist. Es ist jeder trans Person selbst überlassen, welchen Weg sie*er gehen möchte. Das Wort „transsexuell“ ist veraltet und nicht mehr zeitgemäß.
cis: Menschen, die nicht trans sind. Wenn bei einem Menschen bei der Geburt gesagt wurde, „Es ist ein Mädchen!“ und die Person sich im Laufe des Lebens weiterhin als Mädchen/Frau identifiziert, dann ist die Person eine cis Frau.
nonbinär: Menschen, deren Identität außerhalb der Kategorien „männlich“ und „weiblich“ liegt. Dazwischen, daneben, nichts, beides, alles: Die Vielfalt ist groß.
agender: Menschen, die kein Geschlecht haben oder sich zu keinem Geschlecht zugehörig fühlen.
Gendersternchen („…*innen“): Anstatt z.B. nur von „Pflegern“ oder „Pflegern und Pflegerinnen“ zu sprechen, nutzen wir das Gendersternchen, um auch nonbinäre Menschen mit einzubeziehen. Außerdem ist es kürzer und kompakter als „Pfleger und Pflegerinnen“. Laut ausgesprochen funktioniert es durch eine kleine Pause zwischen den Silben: „Pfleger’innen“ wie im Wort „Bau’arbeiter“ oder „Heb’amme“.
Schwarz: Bezeichnet nicht nur das Aussehen oder die Hautfarbe eines Menschen, sondern auch die soziale Rolle, die Menschen aufgrund ihres Aussehens zugewiesen wird. Deswegen schreiben wir das Wort auch mit einem großen S.
Indigen: Ureinwohner*innen bestimmter Länder und Regionen, die im Kolonialismus ausgebeutet und vertrieben wurden. Indigene Völker sind nach wie vor staatlich und gesellschaftlich benachteiligt und unterdrückt.
Migras, migrantisch: Eine selbstgewählte Bezeichnung für Menschen mit Migrationserfahrung oder -Geschichte. Von „Ausländern“ zu sprechen ist rassistisch – benutzt stattdessen lieber diese Bezeichnung.