Widerstand gegen die Südspange

Die Vögel zwitschern, entfernt hört mensch das Hämmern eines Spechtes im Baum. Die Blockade steht, auf der B404 geht nichts mehr. Es ist der frühe Nachmittag des 24. September. Während Fridays for Future in der Kieler Innenstadt demonstriert, hat sich ein Bündnis, bestehend aus verschiedenen Kieler Klimagerechtigkeitsgruppen die Bundesstraße mit einem Tripod und Sitzblockaden genommen um auf die drohende Zerstörung des Kieler Grüngürtels durch die Südspange hinzuweisen.

Die Südspange, ein Verkehrsprojekt wie aus der Zeit gefallen. Durch dieses soll einerseits die B404 ausgebaut werden und als A21 in Kiel enden, andererseits eine Verbindung durch ein Kleingarten- und wichtiges Naherholungsgebiet von der B404 zum Ostring geschaffen werden. Das Projekt ist Teil des Bundesverkehrswegeplans 2030 und befindet sich aktuell in der Vorplanung. Eine Machbarkeitsstudie läuft und soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden.

Seit Jahren regt sich Widerstand gegen das Projekt. So gab es im August 2020 bereits eine Straßenblockade von TKKG mit Abseilaktion. Dabei wurden die Straße mit Hochbeeten blockiert, die symbolisch für sinnvollere Nutzungsmöglichkeiten der zahlreichen Flächen standen, die durch Straßen versiegelt werden.

Zu den dezentralen Aktionstagen im Oktober diesen Jahres fand auf der geplanten Trasse eine symbolische Baumbesetzung statt, bei der eine Plattform in einer Eiche befestigt wurde und für eine Woche besetzt blieb. Daneben fand ein Programm mit Workshops, einer Führung durch die bedrohten Gebiete und eine Filmvorführung statt. Auch im bedrohten Kleingartengebiet sieht mensch an vielen Stellen die Botschaft, sei es gestickt auf Stoffbändern oder gemalt auf Transparenten: Südspange Stoppen!

Durch den Bau der Südspange erhofft sich die Stadt Kiel eine Entspannung der Verkehrssituation. Doch sie zementiert dabei das System Auto auf Jahre und verhindert so eine dringend nötige Verkehrswende. Wir brauchen nicht noch mehr Straßen, die nur immer wieder zu mehr Autos führen. Wir brauchen eine radikale Verkehrswende: Weg vom Individualverkehr, hin zu einem massiven Ausbau eines kostenfreien und allen zugänglichen öffentlichen Personennahverkehrs und Bau einer Straßenbahn, sowie eines deutlichen Ausbaus der Fahrradinfrastruktur. Es sind nur noch wenige Jahre die uns bleiben um das 1,5 Grad Ziel einzuhalten. Bauprojekte wie die Südspange müssen der Vergangenheit angehören. Auch die nächsten Jahre werden geprägt sein vom Kampf gegen die Südspange.

Wir lassen uns bei der Wahl unserer Aktionsformen auch nicht von Kriminalisierung und Repression, wie beispielsweise bei der diesjährigen Blockade geschehen, abschrecken. Zwölf der ca. 30 beteiligten Aktivisti wurden mehrere Stunden in Gewahrsam genommen, wobei ihnen grundlegende Rechte wie ein Telefongespräch verwehrt wurden. Auch gegen Beteiligte der Blockade letztes Jahr laufen noch zwei Verfahren. Der Staat konzentriert sich also darauf, Aktivismus zu betrafen und abzuschrecken, weshalb wir uns auf der Suche nach klimagerechten Lösungen nicht auf ihn verlassen können. Der Kampf muss antikapitalistisch, solidarisch und von unten organisiert sein. Ob wir uns dabei mit unseren Körpern den Autos direkt in den Weg stellen oder Bäume besetzen, die nach akuellem Stand in ein paar Jahren dem Projekt zum Opfer fallen würden.

Wir kämpfen weiter, gegen das System Auto, für jeden Baum, für jedes Dorf und für eine bessere Welt für alle.