Dieses Wochenende sind Verkehrswende-Aktionstage. An vielen verschiedenen Städten gibt es Aktionen zur Verkehrswende, am heutigen Samstag waren beispielsweise an zahlreichen Orten Demonstrationen auf Autobahnen geplant – die meisten davon wurden verboten. Nur auf der A49 bei Kassel darf morgen auf der Autobahn Fahrrad gefahren werden – am Abend vorher hatte ein Gericht das Verbot doch noch gekippt. All das zeigt, wie nicht nur wir den Behörden ein Dorn im Auge sind.
Auch in Kiel gibt es verschiedene Veranstaltungen. Am gestrigen Freitag demonstrierten wir auf Einladung von fridays for future per Fahrrad quer durch die Stadt – für die Verkehrswende und gegen geplante Autobahnen. Auf einer längeren Demoroute ging es über den Westring an der Autobahn vorbei über den Theodor-Heuss-Ring und dann durch den Wald, der für A21 und Südspange teilweise weichen soll und über die B404, die ausgebaut werden soll – alles mit einigen hundert Menschen auf dem Fahrrad bei gutem Wetter und entschlossener Laune, für die Verkehrswende einzutreten. Unter diesem Artikel findet ihr unseren Redebeitrag, den wir auf der Abschlusskundgebung halten durften (mit der freundlichen Anmoderation, dass wir umso sympathischer werden je mehr die Behörden uns hassen).
Schon am Freitag früh hatten Aktivist*innen in Wolfsburg ein Kohlekraftwerk blockiert, welches VW mit Strom versorgt. Auch ein Kohlezug und eine nahegelegene Gasepipeline im Bau wurden unter anderem mit Ankettaktionen lahmgelegt. All das unter dem Motto vw unplug – VW den Stecker ziehen. Denn das ist dringend nötig. Mit der Aktion wurden Kämpfe gegen fossile Energien wie Kohle und Gas sehr passend mit denen gegen die Autoindustrie verbunden. Auch Autoland VW ist nicht sicher vor Widerstand, mögen doch die Minister schimpfen so viel sie wollen.
Am heutigen Samstag um 16 Uhr geht es in Kiel weiter mit einer Online-Podiumsdiskussion organisiert von Students for Future. Am Sonntag ab 15 Uhr gibt es vom „Offenen Klimatreffen“ eine Kundgebung auf der Kiellinie/Reventlou-Wiese unter dem Motto „Keine Autobahn – Nirgendwo! Für eine echte Verkehrswende.“
Redebeitrag von TKKG auf der fff-Demo
Hallo, wir meinen es ernst mit der Verkehrswende. Wir haben keinen zweiten Planeten und die Auswirkungen der Klimakrise bedrohen schon jetzt Menschen weltweit. Lauter Autoverkehr, Gefahren durch Verkehrsunfälle und all den Platz den Autos wegnehmen machen das Leben auch nicht lebenswerter. Wir wollen Grünflächen und Fahrradwege, Straßenbahnen und kurze Wege zu allem was wir brauchen.
Weil wir die Verkehrswende ernst nehmen, werden wir gegen Autos aktiv, die diese verhindern. Im letzten Jahr haben wir die B404 blockiert, die zur A21 ausgebaut werden soll. Unter dem Motto „Kleingärten statt Autobahnen“ bauten wir Hochbeete auf der Straße auf, in denen menschliche Pflanzen ein spannendes Bild abgaben. Menschen seilten sich mit Transparent von einer Brücke ab. In der Presse wurde geschimpft über die gefährliche Aktion, wir hätten Autofahrer*innen gefährdet. Tatsächlich ging die einzige Gefahr der Situation von Autofahrern aus, die ohne jede Rücksicht handelten und Menschen teils körperlich angingen. Es ist schon spannend, wie sehr das Auto in diesem Land heilig ist. Wir müssen das ändern. Wenn es dazu notwendig ist, blockieren wir auch weiter Straßen – damit darüber diskutiert wird, dass Straßen zurückgebaut, nicht ausgebaut werden müssen um Autoverkehr einzuschränken. Denn wer Straßen baut, wird Verkehr ernten, das ist klar, so lange es Autoverkehr gibt.
Uns hat unter anderem die Aktion eine Erwähnung im Verfassungsschutzbericht eingebracht, weil wir mit ihr die „Macht der Autoindustrie“ angreifen wollten. Gleichzeitig sind es genau deren Chefs im Innenministerium die mit neuen Gesetzen wie der Polizeirechtsverschärfung Grundrechte weiter einschränken und wohl kaum vom sogenannten Verfassungsgschutz beobachtet werden. Naja, was wundern wir uns, Geheimdienste standen schon immer rechts und verteidigen Werte wie Autos vor Menschen und deren Freiheiten. Danke trotzdem für die kostenlose Werbung.
Natürlich finden wir, dass Antifaschismus und Klimakämpfe zusammen gedacht werden müssen. Auch das ist gefährlich aus Sicht der Behörden. Aber wie notwendig das ist, zeigt sich gerade im Moni, einer Waldbesetzung in Sachsen-Anhalt, die sich gegen den Bau der A14 dort richtet. Die Besetzung wird regelmäßig von Nazis angegriffen, unter anderem mit Brandanschlag auf ein Zentrum in einem alten Bahnhof. Wir solidarisieren uns mit den Menschen dort und finden es wichtig, dass auch unter diesen widrigen Bedingungen weiter für eine Verkehrswende gekämpft wird. Wir freuen uns über jede neue Besetzung gegen Autobahnen, jede blockierte Autobahn, jede Aktion welche Sand ins Getriebe der Autoindustrie streut.
An dieser Stelle grüßen wir auch die Menschen von unplug VW, die heute in Wolfsburg das Kohlekraftwerk blockieren, welches VW mit Strom versorgt. Daneben sind auch ein Kohlezug und eine Gasepipeline im Bau blockiert. Kämpfe verbinden ist wichtig. Für saubere Energie und die Verkehrswende – wir schicken solidarische Grüße!
Wir lassen uns nicht abspeisen mit einem neuen Fahrradweg hier oder dort. Die Autoindustrie kämpft schon lange mit illegalen Mitteln von Korruption bis Betrug. Es ist scheinheilig, wenn dann aufgeschrien wird, wenn wir mal eine Straße oder Autobahn blockieren oder einen Wald besetzen. Wir wählen die Mittel, die uns angemessen scheinen im Angesicht der drohenden und existierenden Katastrophen, die Autoverkehr verursacht. Ob dieser Staat sie für illegal hält, ist dabei nicht entscheidend. Wir müssen sowieso weg vom vom Staat geschützten Kapitalismus, wenn wir ernsthaft die Zerstörung unserer Umwelt bremsen wollen. Lasst uns deshalb selbst entscheiden, was richtig ist für die Verkehrswende. Lasst uns gemeinsam und solidarisch, mit unterschiedlichen Mitteln kämpfen.
System Change not Climate Change!