und niedrigschwellig antisemitische und rassistische Propaganda platziert
Eines vorweg: Der Spruch auf dem Banner der „Identitären Bewegung“ (IB) „Zeig Globalisten die rote Karte“ erfüllt einen antisemitischen Propaganda-Zweck. Mehr dazu im unteren Absatz.
In Kiel gab es in den letzten Monaten zahlreiche Demos und Autokorsos von Coronaverharmloser:innen. Zeitweise gab es zwei Demos pro Woche und zusätzlich einen Autokorso. Neben antifaschistischen Gruppen kam es auch von Anwohner:innen zu Protesten dagegen. Sie hängten symbolisch rote Tücher in die Fenster, um den „Querdenker:innen“ die Rote Karte zu zeigen. Entsprechende Aufrufe zu dieser tollen Aktion in Form von Flugblättern und Aushängen waren ab dem 15. Februar im Schreventeich-Viertel zu sehen.
Die neurechte „Identitäre Bewegung“ (IB) hat nun, vier Wochen später am 13.03. versucht, diese Proteste für sich zu vereinnahmen. Sie starteten einen antisemitischen Aufruf, „Globalisten“ die rote Karte zu zeigen. Dazu sollten Menschen rote Dinge in ihre Fenster hängen, um sich gegen „globalistische Großprojekte zum Schaden der Völker Europas“ zu positionieren.
Was für ein erbärmlicher Vereinnahmungsversuch seitens der IB. Wir haben an der Route an mehreren Stellen rote Tücher gesehen und an den Fenstern der Wohnungen die Menschen gehört, wie sie gegen die Verschswörungsgläubigen und rechtsoffenen Coronaverharmloser*innen Parolen riefen. Diese roten Karten galten auch der IB und waren mitnichten Resultat oder Sympathiebekundung ihres rechtsradikalen Aufrufs.
Der Spruch im Aufruf der „Identitären Bewegung“ ist eine im Kern antisemitische und verschwörungsideologische Propaganda-Erzählung vom sogenannten Großen Austausch, kombiniert mit rassistischem Ethnopluralismus. Die vermeintlich peinliche Inszenierung durch die offensichtliche Vereinnahmung der Gegenproteste der Anwohner:innen muss als trickreiche Masche gesehen werden um die Sympathisant:innen der „Querdenken“-Demos zu erreichen. Es sollen Personen angesprochen werden, die verunsichert durch Pandemie und
Lockdown für verdrehte Welterklärungen und absurde Verschwörungserzählungen empfänglich (geworden?) sind oder eh schon fleißig dabei sind „geheime Kräfte im Hintergrund“ für alles als schlecht empfundene verantwortlich zu machen. Die Kundgebung auf der Reventlouwiese, für die in ganz Schleswig-Holstein mobilisiert wurde, bot dafür eine wilkommene Gelegenheit.
Vergangenheit und Gegenwart zeigen deutlich, dass bekannte und offen auftretende Proto-Faschisten wie die IB weder vonseiten der Querdenker-Organisator:innen noch von ihren Sympathisant:innen Widerspruch zu erwarten haben. Das ist ein Alarmzeichen.
Als im vergangenen Jahr bundesweit bekannt wurde, dass der Querdenken-Initiator Michael Ballweg enge Kontakte zur Völkischen Szene und Reichsbürger-Szene hat, hatte die Kieler Querdenken-Organisierung um Björn Dinklage das Label kurzerhand in „Kiel steht auf“ umbenannt. Doch Strukturen und Gedankengut sind dieselben geblieben.
In den einschlägigen Telegram-Chatgruppen macht Björn Dinklage um sein antisemitisches Gedankengut kein Geheimnis. Bei den Autokorsos und Demos in Kiel fallen Lautsprecherdurchsagen auf, in denen mit krudestem Unsinn über die Pandemie versucht wird Menschen mit sprachlicher Manipulation zu verunsichern. Im NDR Schleswig-Holstein-Magazin bekam Björn Dinklage am 13.03.2021 die Gelegenheit, vor dem Hintergrund der Querdenken-Kundgebung seine pandemie-relativierenden Ansichten zu verbreiten. Die Querdenken-Demo bekam in der Sendung großzügige Sendezeit und weitere Verschwörungsgläubige konnten ihre ignorante Sicht auf die Dinge darstellen. Damit hat der NDR dieser reaktionären Bewegung auf fahrlässige Weise eine Bühne geboten. Teilnehmende der antifaschistischen Gegenkundgebung, die nicht weit entfernt war, vor der Kamera zu interviewen wurde vom NDR versäumt.
Alle sind aufgefordert die Aktivitäten der reaktionären Kräfte zu beobachten und zu dokumentieren und ihre Propaganda als solche klar zu benennen.
Und an die IBster und alle anderen Faschos, die bis hier hin gelesen haben: verpisst euch!
Der Text auf dem Aushang im Schreventeich-Viertel, vom 15. Februar 2021:
Ein Zeichen setzen gegen die „Querdenken“ Bewegung! Zeigen wir ihnen die rote Karte hier im Viertel!
Hängen wir rote Sachen ins Fenster, als Zeichen um uns von ihnen zu distanzieren!
Liebe Nachbarschaft,
in den vergangenen Wochen haben immer wieder die Querdenker:innen hier bei uns im Viertel demonstriert. Teils mit Autokorsos oder aber auch zu Fuß, oft ohne Maske.
Alleine vom 4.2.-11.2. waren sie drei mal hier unterwegs.
Die Stimme von ihnen wird immer lauter und es reicht jetzt.
Also nehmt rote Handtücher, T-Shirts, Papier oder irgendwas anderes und hängt es ins Fenster, für die Sichtbarkeit in den Abendstunden sind rote Rücklichter auch eine gute Idee. Werden wir kreativ und setzten ein Zeichen gegen reaktionäre ideologische Gedanken.
Auf Nachfrage beim Ordnungsamt sind die Demos in der vergangenen Wochen immer Mo ab17:00 und Do ab 18:30 angemeldet. Auch für diese Woche sind sie geplant.
Wir freuen uns , wenn viele mitmachen!
Genervte Anwohner:innen aus der Damperhofstraße, Jungfernstieg und Sternstraße
Wenn die aufstehen – müssen wir uns widersetzen!
Kein Raum der „Identitären Bewegung“, den verblödeten Eso-Hippies und reaktionärem Landvolk!
Bundesweit kommt es derzeit zu Demonstrationen rund um die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Covid-19 Pandemie. Einigendes Moment sind krude Verschwörungserzählungen und Allianzen mit der extremen Rechten. Ob nun Reichsbürger:innen, Shoa-Leugner:innen oder extrem rechte Fußball-Hooligans.
Im Kieler Ableger „Kiel steht auf“, de Verschwörungsszene ist seit langem schon extrem rechte Propaganda in den Telegram-Gruppen dominierend. Seit mindestens Anfang Februar mischen auch Akteure der extremen rechten „Identitären Bewegung“ aktiv mit.
Diese proto-faschistische Gruppierung ist nicht weniger harmlos als die klassischen extrem rechten Gruppierungen, nur weil sie sich ein hippes Gewand geben. Zu gut erinnern wir uns noch an den lebensbedrohlichen Angriff von „IB“-Aktivisten auf Menschen, die sich an ihrer Propaganda störten, im Frühjahr 2017 in Lübeck. Wer mit der „Identitären Bewegung“ demonstriert ist demnach nicht „unideologisch“ oder offen – sondern nicht ganz dicht!
Per la vita! Zero Covid und kein Raum der IB!
Kiels Identität ist antifaschistisch und nicht gelb-schwarz oder schwarz-weiß-rot!