Am Freitag kam es mal wieder zu einen Protest gegen die AfD. In ihren Bemühungen in Kiel noch irgendwie Fuß zu fassen versuchten sich die Rechten erneut an einer Veranstaltung im Rathaus. Hintergrund war der mögliche Rückkauf des MFG5-Geländes durch die Bundeswehr. Eigentlich sollen auf den Gelände tausende neue Wohnungen entstehen.

Das Thema polarisiert innerhalb der Partei. Die Kieler Parteienlandschaft ist aufgeschreckt. Und die AfD ringt um eine Positionierung. Für elitär ausgerichtete Faschos ist Wohnraum nie ein großes Thema gewesen. Besonders solcher, der gar nicht im Osten liegt. Und deutsche Soldaten feiert man vor allem, wenn sie eine*n aus vergilbten Familienalben anlächeln. Grundsätzlich ließe man sich wohl für eine neue Aufrüstung begeistern. Das es gegen das autokratisch geführte Russland geht irritiert die Putin-Fans jedoch, gerade deshalb, weil die AfD sich in diesem Kontext doch allzu oft als vermeintliche ‚Friedenspartei‘ inszeniert.

Also zauberte man den schleswig-holsteinischen Partei-Chef Kurt Kleinschmidt als vermeintlichen Experten aus der Pickelhaube. Die rethorische Blendgranate der Nord-AfD war als Bundeswehrsoldat mal im Kosovo und auch in Afghanistan unterwegs. Es bleibt ein Rätsel, wie Kleinschmidt in den beiden Binnenstaaten Erfahrungen gesammelt haben soll, welche für die Diskussion um einen Marinestützpunkt irgendwie relevant sein könnten. Oder mit anderen Worten: Seine Qualifikation war einer AfD-Veranstaltung mehr als angemessen!




Das sahen wohl auch die allermeisten Kieler*innen so und verpassten die Gelegenheit, sich Kleinschmidts Ausführungen anzuhören. Sehr vereinzelt kamen Interessierte über die Waisenhofstraße ins Rathaus. Sie sahen sich dem Gegenprotest mehrerer Hundert Antifaschist*innen gegenüber. Dabei beeindruckt vor allem, wie es der Kieler AfD immer wieder gelingt, aktuelle Themen so aufzugreifen, dass sie außerhalb ihres harten Kerns an Anhänger*innen niemanden zu interessieren scheinen.

Auf der Kundgebung wurde neben lautstarken antifaschistischen Parolen in mehreren Redebeiträgen auch das Thema der Veranstaltung aus antimilitaristischer Perspektive aufgegriffen. Klar ist: Dass ein großes Gelände an die Bundeswehr verkauft wird, welches bereits jetzt rege genutzt wird, ob als Wagenplatz, Skatepark, Veranstaltungsort oder Naherholungsgebiet, werden wir nicht zulassen! Und auch, dass scheinbar immer genug Geld da ist, um die Bundeswehr auszubauen und aufzustocken, während die Gelder auch in Kiel an anderer Stelle scheinbar fehlen, etwa wenn es um Soziales, Gesundheit, Bildung und Kultur geht, können wir nicht unwidersprochen lassen!




Später verlagerte sich der Protest auf den Rathausplatz. Lautstark begleitete man die Veranstaltung im nahegelegenen Ratssaal. Dabei wurden Antifas mal wieder von der Eutiner Bereitschaftspolizei bedrängt. Es kam zu schlecht gezielten Kniestößen und uninspirierten Schmerzgriffen, die wohl eher einen symbolischen Wert haben sollten. Zu einer unschönen Situation kam es, als die überwiegend sehr jungen Cops an einer Stelle Menschen gegen einen Traktor drängten und dabei verletzten, wie Antifa Heide berichtete.
Wenig später löste sich die Versammlung auf. Dabei wurde eine Person von einer Gruppe behelmter Cops schikaniert, temporär festgesetzt und ihre Identität aufgenommen. Der Vorwurf war mal wieder Vermummung und somit lediglich eine Ordnungswidrigkeit.
Wir lassen uns von dieser Repression jedoch nicht einschüchtern und sind gespannt, welch absurde Ideen die AfD sich als nächstes ersinnt. Vielleicht mag Sven Wendorf als gebürtiger Lübecker zur Backsteingotik referieren. Oder Julian Flak zum Thema Luftsicherheit. Es dürfte eine ähnliche gesellschaftliche Relevanz entfalten.