Vortrag – Kolonisierung und Widerstand der Khanten in West-Sibirien

Die Khanten gehörten im 16. Jh. zu den ersten indigenen Gruppen, welche russische Kosakentruppen unter dem „Eroberer Sibiriens“ Jermak, auf ihren Expansionszügen nach Asien antrafen. Sie versuchen sich gegen die erzwungene Abgabe einer Pelzsteuer an das Großfürstentum und die Errichtung von Festungen zu wehren. Seit dem ist das Siedlungsgebiet der Khanten in West-Sibirien Schauplatz eines Kampfes zwischen imperialer Expansion, Extraktion und Unterdrückung und anhaltendem indigenem Widerstand dagegen.
In der frühen Sowjetzeit beginnt nicht nur der systematische Ausbau fossiler Infrastruktur in West-Sibirien, die Khanten wehren sich auch gegen die zunehmende religiöse und kulturelle Unterdrückung in der so genannten Kazym-Rebellion.

Sich gegen Umweltzerstörung und weiteren fossilen Raubbau zu stellen, wird in einem Staat, der zunehmend autoritärer gegen politische Dissidenten vorgeht, immer gefährlicher. Eine Entwicklung, die nicht erst seit dem Ukrainekrieg stattfindet, aber durch diesen zweifellos beschleunigt wurde. In Putins Eroberungskrieg sind es ebenfalls die indigenen Bevölkerungen Russlands, welche die überproportionale Last an Rekrutierungen tragen müssen.
Kolonisation ist weder ein schneller noch ein eindimensionaler Prozess. So lohnt es sich, die lange Geschichte der Khanten im Wechselspiel mit verschiedenen staatlichen Akteuren zu betrachten und dabei diverse Mechanismen kolonialer Unterdrückung, aber auch des Widerstandes dagegen, beispielhaft kennenzulernen.

Neben dem Vortrag wird es Bücher und weiteres Material zu den Khanten und zum Zusammenhang von dekolonialer Politik mit Umweltthemen im Allgemeinen geben, welche dazu einladen sollen, ins gemeinsame Gespräch zu kommen.

Also kommt am 06.11.2024, um 18:00 Uhr in das Fahrradkinokombinat in der Alten Mu (Lorentzendamm 6-8), Kiel!

Die Veranstaltung findet im Rahmen des kritischen Semesterstartes von statt und wird gefördert von der Rosa Luxemburgstiftung SH.