Verkehrswende jetzt!
Gestern waren wir zusammen mit gut 1000 anderen Menschen auf Fahrrädern und Longboards in Kiel auf der Straße, um beim Klimastreik von Fridays For Future Kiel für eine sozial-gerechte Verkehrswende zu demonstrieren. Bei bestem Wetter radelten wir kilometerweit über die B76, durch die Innenstadt und an der Kiellinie entlang.
Die rege Beteiligung am Streik zeigte, wieviele Leute hinter der Vorderung nach einem Verkehrssystem stehen, in dem nicht das Auto an erster Stelle steht, sondern dass alle Menschen umweltverträglich von A nach B kommen! Was wir brauchen sind nicht auch in Zeiten der Klimakrise immer weiter laufenden Ausbau von Autobahnen, sondern sichere und flächendeckende Fahrradwege und einen kostenlosen, weitreichenden und zugänglichen öffentlichen Personnennahverkehr (Bus und Bahn) für alle!
Nicht weniger können und müssen wir fordern.
In unserem Redebeitrag machten wir deutlich, dass es aber auch bei dieser bloßen Forderung nicht bleiben darf und riefen dazu auf, Umwelt-Besetzungen (ob mit oder ohne Bezug zur Verkehrswende) zur Rodungssaison zu besuchen und zu unterstützen.
Wir dürfen auch die Aktivist*innen nicht allein lassen, die nach den bereits geräumten Besetzungen mit Repression überzogen werden. Im Kontext Tümpeltown bspw., wo bis in den Januar hinein Menschen Bäume verteidigten, die mittlerweile für den Straßenausbau gefällt wurden, haben die ersten Menschen bereits Post von der Polizei bekommen und ihnen werden zahlreiche Straftaten vorgeworfen. Weiter sollen einige Menschen nachträglich zur ED-Behandlung gezwungen werden, das heißt die Polizei will erneut u. A. Fotos von ihnen machen. Begründet wird das damit, dass ihnen eine staatsfeindliche Ideologie und hohe kriminelle Energie zugeschrieben wird, die offensichtlich vom Staat als große Gefahr eingeschätzt wird. Mehr dazu lest selbst im Redebeitrag in den Kommentaren – Feuer und Flamme der Repression !
Danke an Fridays For Future Kiel für die Streik-Orga und danke an alle, die sich gestern an den Protesten zum Klimastreik nicht nur in Kiel beteiligt haben!
What do we need? Climate Justice!
When do we need it? Now!
Hier ist unser Redebeitrag:
Moin,
Wir finden es gut und wichtig, dass heute so viele Menschen auf der Straße sind um für eine Verkehrswende und nachhaltige Mobilität zu demonstrieren. Wir finden aber, der Protest darf auf der Straße nicht aufhören. Im Oktober startet wieder die Rodungssaison und viele Besetzungen sind dann akut von Räumung und Zerstörung bedroht. So zum Beispiel die Besetzung im Wasserwald in Grünheide nahe Berlin. Mit der Besetzung soll die Werkserweiterung von Tesla verhindert werden. Aber auch andere Besetzungen die sich der Zerstörung von Ökosystemen in den Weg stellen sind ab Oktober bedroht. Seit Anfang des Monats ist der Hanni in Saarbrücken besetzt. Ab Oktober soll dort ein 22 Fußballfeld großes Waldstück für ein Bauprojekt gerodet werden welches gar nicht mehr durchgeführt werden soll. Im Banny wird sich gegen den Abbau von Kies am südhessisches Langener Waldsee gestellt der ein Waldfläche in der Größe von 90 Fußballfeldern bedroht. Das sind nur einige Beispiele.
Besetzungen sind Orte gelebter Utopie. Es wird versucht im Kleinen mit dem kapitalistischen System zu brechen und in einer basisdemokratische Gemeinschaft diskriminierungssensibel zu leben. Hier leben Menschen in einem solidarischen Miteinander, versuchen auf einander acht zu geben und sich gegenseitig zu unterstützen. Das Essen wird in Küchen für alle gemeinschaftlich gekocht. Lebensmittel werden containert, von Menschen die in der Umgebung wohnen gespendet oder zum Teil auch selbst angebaut. Bei dem Leben auf einer Besetzung können Menschen viele neue Erfahrung sammeln, sei es durch Workshops oder Skillshares. Vor Ort tragen alle zur Gemeinschaft, das bei, was sie leisten können und wollen, frei von jeglicher Tauschlogik und jeglichem Zwang. Langeweile kommt selten auf. Besetzungen sind aber vor allem Ausdruck von Protest gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlage. Aber das passt so manchen Konzernen wie Tesla oder RWE nicht und sind denen ein Dorn im Auge. Da Staat und Polizei die kapitalistische Logik verteidigen, werden Besetzungen oft geräumt und zerstört. Dabei schrecken die Polizist*innen auch nicht vor Gewalt zurück.
Ein Beispiel von solchen Besetzung ist Tümpeltown in Hannover die Mitte Januar dieses Jahres geräumt und der Wald in der Leinemasch gerodet wurde. Hier wurden 16 Fußballfelder Wald gerodet damit der Südschnellweg auf einer Länge von 4,4 Kilometer einen Standstreifen bekommen kann. Der Bau des Standtstreifens wird vermutlich in 10 Jahren fertig sein und Kostet 550 millionen Euro. Die Polizeieinsatzkosten für die Räumung hat 3,1 Millionen Euro gekostet. Dieses Geld hätte man in die Erweiterung für die Straßenbahn, Verbesserung des Bussystems oder den Ausbau der Fahrradinfrastruktur investieren können. In Zeiten in denen wir eigentlich weg vom Individualverkehr müssten und Alternativen schaffen müssten wird dermaßen sinnlos mit den Steuergeldern umgegangen und suggeriert, dass es zu wenig Straßen gebe. Doch das Problem sind nicht zu wenig Straße sondern zu viele Autos.
Ich bin erst 19 jahre alt und habe Angst vor der Zukunft und den Klimawandel. Deswegen bin ich politisch aktiv geworden. Aktuell wird mir vorgeworfen an dem Protest in Tümpeltown beteiligt gewesen zu sein. Im Brief der Polizei steht, dass ich meine Person in luftiger Höhe in einer Hängematte befestigt haben soll und das mich ein Spezialeinsatzkomando runterholen musste. Außerdem wird behauptet, dass mein Verhalten wenig Reue, keine emotionale Ausseinandersetzung mit der Tat und sehr viel kriminelle Enerigie gezeigt haben soll. Dabei frage ich mich wofür ich hätte Reue zeigen sollen und wer hier krimminelle Energie hat – ich oder das System. Außerdem wird geschrieben, dass ich Ideologien vertreten soll die gegen staatliche Maßnahmen seien und nicht davor zurückschrecke Straftaten und Ordnungswiedrigkeiten zu begehen und deswegen wollen sie weitere erkennungsdienstliche Maßnahmen bei mir durchführen. Aktivistis haben berichtet wie die Polizist*innen ihre Grundrechte eingeschränkt haben, sie diskrimminiert haben, Gewalt gegen sie angewendet, und die Pressefreiheit eingeschränkt haben. Kritik an dem Verhalten der Polizei findet in der Öffentlichkeit selten Anklang. Das Märchen vom Freund und Helfer wird weiter aufrecht gehalten und viel zu häufig unkritisch den Aussagen der Polizei geglaubt.
Unsere Solidarität gilt allen Menschen die wegen ihres Aktivismus oder anderen Sachen Repression erleiden. Die vielen Verfahren im Anschluss einer Räumung sind auch immer wieder eine Herausforderung für Besetzungen. Tümpeltown bittet aktuell um Spenden um Menschen nicht mit ihren Repressionskosten alleine zu lassen.
Ab Oktober wird also wieder gerodet. Aber was kann ich machen um mich der Zerstörung in den Weg zu stellen oder Menschen dabei zu unterstützen? Auf der Website Wald statt Asphalt gibt es eine Übersicht über aktuelle Besetzungen. Fahrt in die Wälder, unterstützt die Besetzungen, egal ob in der Küche für alle, beim Bau von Strukturen, der Awarenessarbeit oder dem Besetzen von Bäumen bei der Räumung.
Alle Besetzungen bleiben! Feuer und Flamme den Repression!