Seit August 2021 befindet sich der Abschiebeknast in Glückstadt in Betrieb. Platz ist für 60 Menschen aus den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. 6m hohe Mauern, Stacheldraht. Für den Staat verbietet es sich von Knast zu sprechen. Es ist „Wohnen Minus Freiheit“. Unter diesem widerlichen Euphemismus werden Menschen die nichts getan haben als sich ihren Wohnort frei auszusuchen eingeknastet um sie abzuschieben. Wie dort die wirtschaftliche oder soziale Lage des geflüchteten Menschen ist, häufig egal. Zum Teil droht den Menschen bei einer Abschiebung Verfolgung, Gefängnis und Folter. Die deutsche und europäische Geflüchtetenpolitik ist rassistisch und menschenverachtend. An den Grenzen wird alles dafür getan, dass kein Mensch nach Europa kommt. Dafür wird auch geltendes Recht gebrochen und Menschen durch Pushbacks wieder zurückgebracht wie in Kroatien oder Griechenland, kommen monatelang ohne Prozess ins Gefängnis wie in Polen oder werden vor Gericht gestellt wegen Schlepperei, weil sie zufällig am besten das Boot steuern konnten oder die Initiative ergriffen haben wie in Italien.
Wer es hier her schafft darf häufig nicht arbeiten und muss permanent mit der Angst leben abgeschoben zu werden. Mit dieser Angst lebt auch Hossein, der seit 9 Jahren in Deutschland wohnt, hangelt sich von Duldung zu Duldung. Seit über 20 Jahren ist der politische Geflüchtete aus dem Iran auf der Flucht. Am 11.Mai wurde er von der Polizei abgeholt und in den Abschiebeknast nach Glücksstadt gebracht. Abgeschoben werden soll er nach Grichenland, das erste Land in dem er einen Asylantrag gestellt hat. Hossein tritt am 17.Mai in einen Hungerstreik. In Solidarität mit Hossein und der Forderung ihn sofort frei zu lassen findet am dritten Tag seines Hungerstreiks eine erste Kundgebung von der Kampagne kein Abschiebeknast in Glückstadt an der Ausländer*innenbehörde in Kiel statt. Am 4. Tag seines Hungerstreiks zieht eine schon seit längerer Zeit geplante Demo mit der Forderung den Knast sofort zu schließen und alle Gefangenen frei zu lassen vom Hafen in Glückstadt zum Abschiebeknast. Dort gab es die Möglichkeit über Telefon Hossein von seiner aktuellen Lage erzählen zu lassen. Er fühlt sich schwach, ist sich aber sicher. Entweder er stirbt durch Hunger oder kommt frei. Um seiner Forderung Nachdruck zu geben fand am 8 Tag seines Hungerstreiks eine weitere Kundgebung an der Ausländer*innenbehörde statt. Ihm geht es schlechter und er befindet sich auf der Krankenstation des Knastes. Für den nächsten Tag wird eine weitere Kundgebung, diesmal vor dem Innenministerium angekündigt, falls Hossein nicht frei kommt. Doch zur Kundgebung kam es nicht.
Nachts am 24.5. war Hossein in Freiheit. Wir freuen uns für Hossein und wünschen ihm viel Kraft für die nächste Zeit. Aber der Kampf für Hossein kann nicht das Ende sein. Menschen sitzen weiter im Abschiebeknast. Die aller meisten bekommen nicht die Aufmerksamkeit wie Hossein. Der Kampf muss also weiter gehen. Bis jeder Mensch wohnen kann wo er möchte, bis alle Gefangenn frei sind.