Ca. 20 Klimaaktivist*innen der Turbo Klima Kampf Gruppe (TKKG) blockieren die B404 im Kieler Süden. Mehrere Kletter*innen hängen von einer Brücke mitten über der Straße und unter ihnen versperren Hochbeete, die Fahrbahn. Sie protestieren unter dem Motto „Kleingärten statt Autobahn“ gegen den Ausbau der B404 zur A21 und die dadurch notwendige Zerstörung von Kleingärten, Wohngebieten sowie Wald- und Grünflächen.
Die Aktivist*innen fordern einen sofortigen Baustopp der A21 und eine klimagerechte Verkehrswende weg vom Auto. Tamara W., eine der Blockierer*innen: „Der geplante Ausbau der A21 und der Südspange zeigt, dass Kiel es mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht ernst meint. Wer für Autobahnneubau Kleingärten und Wälder zerstört, statt endlich den ÖPNV voranzubringen und ein vernünftiges Fahrradstraßennetz auf die Beine zu stellen, verdient keinen Nachhaltigkeitspreis.“
Die A21, die Autobahn, die Kiel mit Lüneburg verbinden soll, steht seit 2016 im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf“, ist allerdings eine veraltete Planung aus den 70er Jahren. Aktuell läuft der Bau im Bereich Klein Barkau-Löptin. Die A21 soll über die sogenannte Südspange, eine zusätzliche vierspurige Straße im Kieler Süden über den Eidertal-Hörn Wanderweg, an Kiel angeschlossen werden. Aktuell sind noch mehrere Streckenführungen in der Diskussion, je nach Umsetzung könnten dem Ausbau unter anderem Teile des Vieburger Gehölzes, mehr als 400 Kleingärten, das Kulturzentrum „Alte Meierei“ und das Meimersdorfer Moor zum Opfer fallen. Gerade das Vieburger Gehölz ist Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, ein wichtiges Naherholungsgebiet und sorgt für frische Luft im Kieler Süden.
Die Südspange soll angeblich den Verkehr in der Innenstadt und auf dem Theodor-Heuss-Ring entlasten. Doch dem widerspricht sogar das Gutachten, dass die Stadt 2016 selbst in Auftrag gegeben hat. Dort heißt es, dass gerade mal 7% Entlastung im östlichen Bereich der B76 entstehen. Allein im westlichen Bereich der B76 hingegen käme es voraussichtlich zu 25% mehr Verkehr, auf der Alten Lübecker Chaussee gar zu 40%, und insgesamt würde das Verkehrsaufkommen steigen.
Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zum „Masterplan Mobilität“ in dem die Stadt Kiel 40% weniger Verkehr bis 2035 festgeschrieben hat. „Wird der „Masterplan Mobilität“ tatsächlich in die Tat umgesetzt, würde das bestehende Straßennetz vollkommen ausreichen oder könnte sogar zugunsten von ÖPNV und Radverkehr zurückgebaut werden. Während des Corona-Lockdowns konnten wir eine entsprechende Reduzierung des Verkehrs beobachten. Zu dieser Zeit war auch eine einspurige Verkehrsführung auf dem Theodor-Heuss-Ring kein Problem.“ sagt Leon, eine Aktivistin von TKKG.
Die Aktivist*innen fordern den sofortigen Baustopp der A21 sowie eine Verkehrswende mit weniger motorisiertem Individualverkehr und dafür einem gut ausgebautem Fahrradstraßennetz, ÖPNV zum Nulltarif, dem Rückbau von Parkflächen und Autostraßen und konkret für Kiel der Wiedererrichtung eines Tram-Netzes.
Mit der Blockade möchte TKKG die zahlreichen anderen Proteste gegen die A21 und die Südspange ergänzen. Erst letztes Wochenende besetzte die Aktionsgruppe „Südspange stoppen“ Bäume im Vieburger Gehölz. Auch ein breites Bündnis an Kieler Umweltverbänden und Initiativen namens „Vorfahrt für den Klimagürtel“ hat sich letztes Jahr gegründet und mit einer Postkarten-Aktion auf die Probleme aufmerksam gemacht. Vom 14.-27. September planen die StudentsForFuture unter dem Motto „Wald statt Asphalt“ eine offene Kunstaustellung im Vieburger Gehölz.